Darum ist Weizen kein Kohlenstoff-speicherEin Faktencheck des Thünen-Instituts zur Klimarelevanz von Kohlenstoff in landwirtschaftlichen Produkten
Kurzfristige Kohlenstoffbindung
Kurzfristige Kohlenstoffbindung
Das Beispiel Weizen
Auf den ersten Blick bindet Weizen zwar eine große Menge Kohlenstoff aus der Atmosphäre. Bei Betrachtung des biologischen Kohlenstoffkreislaufes wird allerdings klar: Dieser Speichereffekt ist nur ein kurzfristiger während der Vegetationsperiode. Ein Großteil der Pflanzenbiomasse wird von Mensch und Tier verbraucht und nach deren Verdauung als Kohlendioxid wieder ausgeatmet. Von dem nicht verbrauchten Rest, zu dem Erntereste, Wurzeln und Gülle gehören, wird ein kleiner Teil zu Humus. Lediglich dieser Humus ist klimarelevant als Kohlenstoffspeicher. Der kurzfristige Speichereffekt in landwirtschaftlichen Produkten wie dem Weizen ist es nicht.
Langfristige Kohlenstoffbindung
Langfristige Kohlenstoffbindung
Das Beispiel Humus
Derzeit sind laut Bodenzustandserhebung des Thünen-Instituts 2,5 Milliarden Tonnen organischer Kohlenstoff in den oberen 100 Zentimetern der landwirtschaftlich genutzten Böden in Deutschland gespeichert.
Humus besteht zu rund 60 Prozent aus Kohlenstoff. Gebildet wird er durch die Arbeit von Bodenlebewesen aus Pflanzenresten wie Stroh, Stoppeln und vor allem Wurzeln, die nach der Ernte im Boden bleiben. Auch zu Gülle, Stallmist und Kompost umgewandelte Pflanzenreste sind wichtige Kohlenstoffquellen für den Boden.
Humusaufbau braucht allerdings Zeit: Ein Effekt ist frühestens nach fünf bis zehn Jahren im Boden messbar.
Den Aufbau von Humus fördern Landwirte beispielsweise, indem sie sogenannte Zwischenfrüchte etwa zur Gründüngung anbauen. So entsteht zusätzliche Biomasse, von der ein Teil als Humus langfristig im Boden gespeichert wird.
Fazit
Quellen- und Literaturverzeichnis
**mögliche Anbaumenge von Zwischenfrüchten: eigene Berechnung/Thünen-Institut für Agrarklimaschutz, Dr. Axel Don
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (2020), Erntebericht 2020, Bonn
Drexler S, Broll G, Don A, Flessa H (2020), Standorttypische Humusgehalte landwirtschaftlich genutzter Böden Deutschlands. Braunschweig: Johann Heinrich von Thünen-Institut, Thünen Rep 75, DOI:10.3220/REP1583152694000
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Flessa, H, Don, A, Jacobs, A, Dechow, R, Tiemeyer, B, Poeplau, C (2018), Humus in landwirtschaftlich genutzten Böden Deutschlands. Ausgewählte Ergebnisse der Bodenzustandserhebung. Bundesministerium für Landwirtschaft und Ernährung, Bonn