Hinweis

Für dieses multimediale Reportage-Format nutzen wir neben Texten und Fotos auch Audios und Videos. Daher sollten die Lautsprecher des Systems eingeschaltet sein.

Mit dem Mausrad oder den Pfeiltasten auf der Tastatur wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Durch Wischen wird die jeweils nächste Kapitelseite aufgerufen.

Los geht's

Wald und Klimaschutz

Logo https://thuenen.pageflow.io/warum-waldnutzung-auch-klimaschutz-ist

Wald - was ist das eigentlich?






Eine Multimediareportage von Nadine Kraft, Andreas Bolte, Bernd Degen, Matthias Dieter, Andreas Krause, Sebastian Rüter
Illustrationen: Mareike Zech
Zum Anfang
Lebensraum, Rohstoffquelle, Erholungsort: Der Wald hat viele Funktionen. Und: Er ist eine wesentliche Säule des Klimaschutzes. Doch wie können wir den heimischen Wald unter sich ändernden klimatischen Bedingungen weiter nutzen, um unseren Holzbedarf zu decken und seine Klimaschutzleistung zu optimieren?

Zum Anfang

Vollbild
Die Klimaschutzleistungen des Waldes kommen aus seiner Funktion als Holzproduzent und als natürliche Senke für Kohlendioxid (CO₂) aus der Atmosphäre.

Pflanzen, die wachsen, entziehen der Atmosphäre Kohlendioxid und binden den Kohlenstoff in ihrer Biomasse. Die Hälfte der Trockenmasse von Bäumen besteht daraus.

Das Holz der Wälder ist der wohl wichtigste nachwachsende Rohstoff: 
  • Holz wird vielfach stofflich genutzt, etwa für Bauholz, Möbel und Fenster. Diese Nutzung verlängert die Kohlenstoff-Bindung um die Nutzungsdauer der Produkte. Diese bilden damit ebenfalls einen Kohlenstoffspeicher.  
  • Aus Holz wird aber auch Energie gewonnen, zum Beispiel in Form von Holzpellets zum Heizen von Gebäuden. Am Ende wird alles Holz, für das es keine andere Nutzung mehr gibt, verbrannt.
Durch die Klimakrise gibt es unterschiedliche Auffassungen darüber, wie viel Wald in Deutschland zur Rohstoffgewinnung genutzt und wie intensiv er bewirtschaftet werden soll.
Schließen
Zum Anfang
Traditionell wird der deutsche Wald nachhaltig bewirtschaftet. Das bedeutet: Durchschnittlich wird maximal so viel Holz geschlagen wie zuwächst. Dadurch wird im Wald ein Vorrat aufgebaut.

Seit Jahrzehnten wird dieses ursprüngliche Prinzip der Vorratsnachhaltigkeit, das auf Hans Carl von Carlowitz zurückgeht, vielerorts ergänzt: um Maßnahmen zum Erhalt der Waldökosysteme und der biologischen Vielfalt, zur Sicherung der Schutzfunktionen für Wasser und Boden sowie zum Schutz des Waldes als Erholungsort.

Auch deshalb wird Wald zunehmend naturnah bewirtschaftet: Reinbestände werden zu Mischwäldern umgebaut, junge Bäume wachsen im alten Wald nach, Bodenpflanzen und Sträucher haben ihren Platz, abgestorbene Bäume bleiben zu einem gewissen Anteil im Wald.  


Zum Anfang
Allein durch ihre biologischen Funktionen leisten Wald und Holz einen wesentlichen Anteil zum Klimaschutz: Während der Photosynthese wird Kohlendioxid in Kohlenstoff und Sauerstoff aufgespalten. Der Kohlenstoff wird in der Biomasse eingebunden und dort gespeichert. Die gesamte Biomasse, also alles, was über und unter der Erde wächst, gehört zum sogenannten Waldspeicher. Werden die Bäume geerntet, wird der in ihnen gebundene Kohlenstoff aus dem Waldspeicher ausgebucht. Die weitere energetische Verwendung von heimischem Holz gilt dementsprechend als CO₂-neutral, um Doppelbuchungen in der Quellgruppe Energie zu vermeiden.

Der biogene Kohlenstoffkreislauf wird im Nationalen Inventarbericht (NIR) in der Quellgruppe Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft nach den Vorgaben des Weltklimarates (IPCC) erfasst und gibt neben anderen Werten Auskunft über Deutschlands Treibhausgasemissionen.

Zum Anfang
Zum Anfang
Weil der Wald in Deutschland jahrelang in Bäumen, Boden, Totholz und Streuauflage mehr Kohlenstoff aufgenommen hat als ihm wieder entnommen wird, ist er eine sogenannte
Senke. Für das Jahr 2020 wurde diese Senkenleistung der Wälder auf 45,9 Millionen Tonnen Kohlendioxid geschätzt.

Bis 2017 wurden dem Waldspeicher durchschnittlich rund 29 Millionen Tonnen Kohlenstoff pro Jahr vor allem durch Holzeinschlag entnommen. Wegen der vielen geschädigten Bäume liegt der Abgang aktuellen Berechnungen zufolge inzwischen bei etwa 35 Millionen Tonnen Kohlenstoff. Das bedeutet, dass auch die bisherige Senkenleistung vor allem in der lebenden Biomasse (Bäume) zurückgehen wird. Genaue Daten dazu wird erst die vierte Bundeswaldagentur im Jahr 2024 liefern.
Zum Anfang

Die Grafik zeigt Kohlenstoffflüsse und Kohlenstoffspeicher mit ihrer CO₂-Bilanz entlang der Forst- und Holzkette im Berichtsjahr 2020.
Die Grafik zeigt Kohlenstoffflüsse und Kohlenstoffspeicher mit ihrer CO₂-Bilanz entlang der Forst- und Holzkette im Berichtsjahr 2020.
Vollbild
Der meiste Kohlenstoff ist in bewirtschafteten Wäldern gespeichert, die seit mehr als 140 Jahren an einem Standort stehen und daher über einen gemischten Baumbestand verfügen – jüngere und ältere Bäume, Nadel- und Laubholz. Unbewirtschaftete Wälder mit einem alten Baumbestand erreichen hingegen irgendwann ein sogenanntes Fließgleichgewicht. Das heißt, es wird ungefähr soviel Kohlenstoff in der Biomasse eingebunden wie Treibhausgas durch Zersetzungsprozesse wieder freigesetzt wird.  

Den größeren Zuwachs an Speicher – und damit den größten Senkeneffekt im Sinne einer Kohlenstoffpumpe – haben Wälder mit jüngerem Baumbestand. Der Grund: Viele Baumarten wachsen besonders stark, wenn sie zwischen 21 und 40 Jahre alt sind. In dieser Phase binden sie viel Kohlenstoff, weil sie doppelt soviel Holz aufbauen wie ältere. Das war beispielsweise Ergebnis der Kohlenstoffinventur 2017.

Die Grafik zeigt Kohlenstoffflüsse und Kohlenstoffspeicher mit ihrer CO₂-Bilanz entlang der Forst- und Holzkette im Berichtsjahr 2020.
Die Grafik zeigt Kohlenstoffflüsse und Kohlenstoffspeicher mit ihrer CO₂-Bilanz entlang der Forst- und Holzkette im Berichtsjahr 2020.
Schließen
Zum Anfang
Zum Anfang
Wird das Holz der Wälder als Rohstoff genutzt, wird der darin gebundene Kohlenstoff so lange weiter gespeichert, wie das entsprechende Produkt verwendet wird. Auch diese Kohlenstoff-Menge wird im Rahmen der Treibhausgas-Berichterstattung für den Weltklimarat jährlich ermittelt. Im Jahr 2019 wurden in Deutschland 4,2 Millionen Tonnen CO₂ in Holzprodukten (harvested wood products) zusätzlich gespeichert.  

Damit entspricht die Senkenleistung von Wald und Holzprodukten in Deutschland aktuell etwa sieben Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen.  
Zum Anfang
Zum Anfang

Holz und Substitution

Stoffliche Substitution

In Toilettenpapier kann Holz bisher nicht durch andere Materialien ersetzt werden.
In Toilettenpapier kann Holz bisher nicht durch andere Materialien ersetzt werden.
Vollbild
Auch bei der Verarbeitung von Holz zu Verbrauchsgütern wird Energie verbraucht. Dadurch werden wiederum Emissionen erzeugt.  

Dennoch: Vergleicht man Produkte aus Holz wie Fenster und Türen oder ganze Häuser mit funktionsgleichen Alternativen aus anderen Rohstoffen wie Metall, Beton, Ziegel und Kunststoff, haben sie meistens eine bessere Treibhausgasbilanz. Sie ermöglichen es demzufolge, Treibhausgasemissionen zu mindern. Dieses sogenannte Substitutionspotenzial existiert in der Praxis jedoch nur, wenn das Holz im Produkt durch alternative Materialien ersetzt werden kann, also beispielsweise bei einem Fenster, nicht aber bei Toilettenpapier.

Am Ende wird aller Kohlenstoff, der in Holz eingebunden ist, wieder freigesetzt. Je später dies geschieht, desto besser ist das für die Treibhausgasbilanz der Atmosphäre.
In Toilettenpapier kann Holz bisher nicht durch andere Materialien ersetzt werden.
In Toilettenpapier kann Holz bisher nicht durch andere Materialien ersetzt werden.
Schließen
Zum Anfang
Ich bin damit einverstanden, dass mir Diagramme von Datawrapper angezeigt werden. Mehr Informationen
Ansicht vergrößern bzw. verkleinern

Um externe Dienste auszuschalten, hier Einstellungen ändern.

Holz kann aber auch fossile Energieträger wie Kohle, Erdöl und Erdgas für die Erzeugung von Wärme und Strom ersetzen (energetische Substitution). Weil Holz jedoch nicht emissionsfrei verbrennt, steht es als Energielieferant zunehmend in Konkurrenz zu anderen regenerativen Energiequellen wie Wasser, Wind, Solar und Geothermie. Diese verursachen weniger Emissionen pro bereitgestellter Energiemenge.  

Zur Energieerzeugung wird Holz entweder direkt aus dem Wald verwendet, in Form von Restholz aus der holzbearbeitenden Industrie oder als sogenanntes Altholz, also Holzprodukte, die nicht mehr weiter genutzt werden.  

Holz vor der Verbrennung möglichst lange und mehrfach etwa als Bauholz zu nutzen, hat den größten Treibhausgas-Minderungseffekt durch die Speicher- und Substitutionswirkung.
Zum Anfang

Nutzen vs. Nichtnutzen

Zum Anfang

Vollbild
Wälder sollen also naturnah sein und produktiv. Ihre Bewirtschaftung soll nutzbringend und umweltgerecht sein. Und: Wälder sollen gerüstet sein für den Klimawandel.

Ein nachhaltiges, optimiertes Waldmanagement stärkt das Ökosystem und trägt dazu bei, die Biodiversität und die positive Treibhausgas-Bilanz des Forst- und Holzsektors aufrecht zu erhalten sowie den Bedarf der Gesellschaft nach dem vielseitig verwendbaren und nachwachsenden Rohstoff Holz zu decken.

Daraus ergeben sich einige Handlungsempfehlungen für die nahe Zukunft:

1. Die Kohlenstoffeinbindung aus der Atmosphäre sollte durch Zuwachs im Wald maximiert und der große Waldspeicher erhalten werden:
  • aktiver Umbau mit produktiven, klimaangepassten Baumarten und verbessertem forstlichem Vermehrungsgut  
2. Der Holzproduktspeicher sollte vergrößert werden:
  • Entwicklung von Prozess- und Produktinnovationen zur langlebigen, stofflichen Verwendung von Holz  
3. Die stoffliche Substitution sollte erhöht werden:
  • Emissionen reduzieren, die bei der Verarbeitung von Holz entstehen
  • Entwicklung neuer holzbasierter Substitute für vielfältige Produkte  
4. Die energetische Verwendung von Holz sollte angepasst werden:
  • weniger Holz verbrennen
  • Verbrennung optimieren, indem der Wirkungsgrad erhöht und die Treibhausgas-Emissionen verringert werden
  • nur Holz verbrennen, das nicht mehr stofflich genutzt werden kann
Schließen
Zum Anfang

Quellen und Literatur

Bolte A, Ammer C, Annighöfer P, Bauhus J, Eisenhauer DR, Geissler C, Leder B, Petercord R, Rock J, Seifert T, Spathelf P (2021) Fakten zum Thema: Wälder und Klimaschutz,
AFZ Der Wald 11/21, S. 12-15  

Bolte A, Sanders T, Natkhin M, Czajkowski T, Chakraborty T, Liesebach H, Kersten B, Mader M, Liesebach M, Lenz C, Lautner S, Löffler S, Kätzel R (2021) Junge Fichten aus trockenen Regionen leiden weniger unter Trockenstress, Thünen project brief 2021/16,
DOI:10.3220/PB1622452332000

Dieter M, Weimar H, Iost S, Englert H, Fischer R, Günter S, Morland C, Roering H-W, Schier F, Seintsch B, Schweinle J, Zhunusova E (2020) Abschätzung möglicher Verlagerungseffekte durch Umsetzung der EU-KOM-Vorschläge zur EU-Biodiversitätsstrategie auf Forstwirtschaft und Wälder in Drittstaaten, Thünen Working Paper 159a,
DOI:10.3220/WP1604417204000  

Elsasser P, Altenbrunn K, Köthke M, Lorenz M, Meyerhoff J (2020) Regionalisierte Bewertung der Waldleistungen in Deutschland, Thünen Report 79,
DOI:10.3220/REP1598274305000  

Hafner A, Rüter S, Ebert S, Schäfer S, König, H, Cristofaro L, Diederichs S, Kleinhenz, M, Krechel, M (2017) Treibhausgasbilanzierung von Holzgebäuden – Umsetzung neuer Anforderungen an Ökobilanzen und Ermittlung empirischer Substitutionsfaktoren (THG-Holzbau)
DOI:10.1007/978-3-662-62081-6_45-1 

Hampicke U, Schäfer A (2021) Ökonomische Bewertung der Ökosystemleistungen des Waldes der Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern, DUENE e.V., Greifswald,
im Auftrag der Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern

Riedel T, Stürmer W, Hennig P et al (2019) Wälder in Deutschland sind eine wichtige Kohlenstoffsenke.
AFZ Der Wald 74,14, S. 14-18

Rüter S (2019) Die Treibhausgas-Relevanz der Holzverwendung im Bausektor, Fachtagung Holzbau Baden-Württemberg 2019,
Tagungsband

Rüter S, Hafner A (2021) Verwendung von Holz in Gebäuden als Beitrag zum Klimaschutz, Berlin
DOI: 10.1007/978-3-662-62081-6_45-1

Umweltbundesamt – UNFCCC-Submission (2021) Berichterstattung unter der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen und dem Kyoto-Protokoll 2021. Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990-2019.
Climate Change 43/2021
Zum Anfang
Wald nutzen ist Klimaschutz: ©Halfpoint – stock.adobe.com
Wald und Holz: ©Thünen-Institut/Stuart Krause
Klimaschutzleistungen von Wald und Holz: ©Tilio & Paolo – stock.adobe.com;  ©Thünen-Institut/Christina Waitkus
Wald und Nutzung: ©Regina – stock.adobe.com
Carlowitz und die Nachhaltigkeit: ©Marco Wagner/Hans-Carl-von-Carlowitz-Gesellschaft e.V.; ©Katja Clemens
Was versteht man unter Nachhaltigkeit?: ©globalgoals; ©Thünen-Institut/Mareike Zech
Naturnahe Bewirtschaftung: ©Katja Clemens
Wie kann man Klimaschutzleistungen messen?: ©Thünen-Institut/Christina Waitkus
Video Kohlenstoffspeicher: ©Thünen-Institut/Nadine Kraft, Untertitel: ©Thünen-Institut/Beate Büttner
Wie werden Emissionen erfasst?: ©Thünen-Institut/Michael Welling
Wald als Kohlenstoffsenke: ©Thünen-Institut/Andreas Bolte
Was sind Quellen und Senken?: ©Erik Grüneberg
Wald als Kohlenstoffspeicher: ©Jürgen Nickel – stock.adobe.com; Grafik: ©Thünen-Institut/Sebastian Rüter
Was ist ein Kohlenstoffspeicher?: ©Thünen-Institut/Nadine Kraft
Video Kohlenstoff im Wald: ©Thünen-Institut/Nadine Kraft; Schnitt und Untertitel: ©Thünen-Institut/Beate Büttner
Holz als Kohlenstoffspeicher: ©industrieblick – stock.adobe.com; Grafik: ©Thünen-Institut/Sebastian Rüter/Mareike Zech
Holz als Substitut: ©Silvano Rebai – stock.adobe.com
Was ist Substitution?: ©MysteryShot – stock.adobe.com
Stoffliche Substitution: ©Thünen-Institut/Christina Waitkus
Holznutzung: ©OlivierLaurentPhotos – stock.adobe.com; Grafik Holzbau: Illustrationen ©yusufdemirci - stock.adobe.com; Realisierung: ©Thünen-Institut/Sebastian Rüter/Mareike Zech; Grafik Rohholzverwendung ©Thünen-Institut für Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie/Dominik Jochem; Realisierung: ©Thünen-Institut/Mareike Zech
Holz als Substitut: ©Andrei Merkulov - stock.adobe.com; ©Thünen-Institut/Quelle: GaBi Professional Datenbank, Content Version 2021.1 (Sphera Solutions GmbH)/Grafik erstellt mit Datawrapper
Und in Zukunft?: ©Frank Preiß – preiss-foto.de
Nutzen versus Nichtnutzen: ©Thünen-Institut/Michael Welling
Erste Folgen des Klimawandels: ©Thünen-Institut/Lydia Rosenkranz (2)
Waldanpassung: ©Thünen-Institut/Andreas Bolte
Biodiversität: ©Thünen-Institut/Christina Waitkus; ©Thünen-Institut/Michael Welling; ©Katja Clemens
Schadholz nutzen: ©BLE/Peter Meyer;
Illustration Schadholz nutzen: ©Thünen-Institut/Mareike Zech/ Fotos: ©Frank Preiß – preiss-foto.de; ©Thünen-Institut/Eckhard Melcher (2);
Holzherkunft: ©Stockddvideo – stock.adobe.com  
Holzvorrat: ©Robert Kneschke – stock.adobe.com
Fazit: ©BLE/Peter Meyer
Quellen: ©Petra-Elena Dühnelt
Abbildungen: ©Thünen-Institut/Michael Welling









 







Zum Anfang

Wie viel Wald ist geschädigt?

Vollbild
Drei trockene Sommer und Winter haben deutliche Spuren im Wald hinterlassen: Insbesondere Fichten in Mittelgebirgslagen sowie Kiefern und Eichen werden von Trockenheit und Schädlingen befallen. Viele Buchen auf trockenen Standorten etwa in Franken, Thüringen und im Weserbergland sind vertrocknet, obwohl sie als widerstandsfähig galten. Auf 277.000 Hektar sind die Bäume großflächig abgestorben, das entspricht etwa der Größe des Saarlandes. Diese häufig hochproduktiven, mittelalten Wälder fehlen als Kohlenstoffsenke, liefern aber aktuell viel Holz.  

Hinzu kommen große Teile des deutschen Waldes, in denen die Bäume inzwischen in einem Alter sind, in dem sie normalerweise gefällt werden. Dieses Holz würde normalerweise zur großen Menge an Schadholz hinzukommen, bleibt aber vorerst im Wald, um kein Überangebot zu schaffen.

Mittlerweile werden 30 Prozent der deutschen Wälder als Risikobestände eingestuft. Der Waldzustandsbericht 2020 hat gezeigt, dass 37 Prozent aller Baumkronen zu licht sind. In erneuten Trockenphasen können diese geschwächten Bestände geschädigt werden oder absterben. Zudem hat die Trockenheit zusätzlich vielerorts den Wuchs junger Bäume verzögert. Das feuchte Frühjahr 2021 hat zumindest etwas Entlastung gebracht.
Schließen
Zum Anfang

Vollbild
Fast 178 Millionen Kubikmeter sogenanntes Schadholz sind inzwischen angefallen. Doch geschädigtes Holz kann nur dann annähernd gleichwertig mit gesundem Holz eingesetzt werden, wenn es frisch ist. Daher wird nun bevorzugt Schadholz geschlagen und verarbeitet.

Knapp 30 Millionen Kubikmeter älteres Schadholz sind inzwischen nur noch begrenzt einsetzbar und bleiben unter anderem als Totholz im Wald. Deshalb wird weiterhin auch gesundes Holz gefällt – allerdings deutlich weniger als die durchschnittlich üblichen rund 70 Millionen Kubikmeter. 2020 waren es beispielsweise etwa 20 Millionen Kubikmeter Frischholz.
Schließen
Zum Anfang

aktive und passive Waldanpassung

Überdurchschnittlich große Mengen an Schadholz lassen sich künftig nur dann verhindern, wenn sich der Wald an die sich ändernden Klimabedingungen anpassen kann. Durch natürliche Auslese und den von Pollen und Samen verursachten Genfluss passen sich die Baumarten genetisch an neue Umweltbedingungen an. Zugleich ändert sich die Zusammensetzung der Baumarten in einem Lebensraum (Sukzession). Aktuell ist nicht absehbar, ob diese natürlichen Anpassungsprozesse so schnell ablaufen, dass der Wald künftig die vielfältigen Nutz- und Schutzfunktionen für uns Menschen weiter erfüllen kann 

Der passive Waldumbau, also die eingriffsfreie, natürliche Entwicklung, kann dazu führen, dass aus weiten Teilen der deutschen Wälder Holz erst in vielen Jahren wieder in vollem Umfang genutzt werden kann. Die Folgen:
  • Holz als nachwachsender Rohstoff aus heimischen Wäldern steht nur noch reduziert zur Verfügung.
  • Der Bedarf an Holz muss mehr als bisher schon aus anderen Gegenden der Erde gedeckt werden – im Zweifel aus unregulierten Wäldern etwa in Sibirien (Entwaldung) oder aus tropischen Regenwäldern mit wertvollen Ökosystemen (Verlust von Biodiversität). Auch der Einsatz von Ersatzstoffen mit höherer Treibhausgas-Emission würde wieder ansteigen.

Zum Anfang

Vollbild
Die Alternative zum passiven Waldumbau ist die aktive Umgestaltung des Waldes.  

Aktive Waldanpassung bedeutet, dass der Wald weiter bewirtschaftet wird und er seine diversen Funktionen erfüllen kann. Dabei wird der mancherorts bereits vor 30 Jahren begonnene Umbau zu Mischwäldern fortgesetzt. Jedoch wird darauf geachtet, Vermehrungsgut von Baumarten zu verwenden, das nach jetzigem Erkenntnisstand besser an die regionalen Ausprägungen der Klimakrise (z.B. Hitze und Trockenheit) angepasst ist. Der aktive Waldumbau ist allerdings mit hohem Arbeitsaufwand verbunden. Letztlich wird der Umbau aus Kostengründen auf die Flächen beschränkt werden, die einem hohen Risiko durch die Klimakrise ausgesetzt sind.  

Zum aktiven Waldumbau gehört:
  • Verwendung von hochwertigem, klimaangepasstem Vermehrungsgut bereits etablierter Baumarten
  • gezieltes Einbringen alternativer Baumarten
  • Aufbau von Mischwäldern
  • Verkürzung der Umtriebszeiten
  • Naturverjüngung, dort wo sie sinnvoll ist
  • anschließend Förderung einer genetisch diversen Nachkommenschaft. 
Auch der aktive Waldumbau allein garantiert nicht, dass sich die heimischen Wälder ohne weitere Schäden an die veränderten Bedingungen anpassen. Zu viele Faktoren sind noch unbekannt und müssen regelmäßig neu bewertet werden.

Schließen
Zum Anfang
Eine zentrale Frage für den Waldumbau ist die Suche nach besser klimaangepassten alternativen Baumarten. Bevor jedoch Baumarten aus anderen Ländern gepflanzt werden, suchen Forstgenetiker*innen erst einmal vor der eigenen Haustür. So wird gezielt nach Vermehrungsgut der Hauptbaumarten gesucht, das etwa aus trockeneren Regionen stammt. Auch nichtheimische Baumarten wie Douglasie, Roteiche, Robinie oder Küstentanne, die bereits über mehrere Anbauperioden in Deutschland kultiviert werden, sind in diesen Auswahlprozess einbezogen.  

Als nächstes werden heimische Baumarten getestet, die bisher wenig angebaut wurden. Dazu zählen Spitzahorn, Winterlinde und Hainbuche sowie Elsbeere. Erst dann richtet sich der Blick der Forschenden auf trockentolerantere Baumarten beispielsweise aus Südost-Europa wie Orientbuche und Baumhasel. Nur am Rande werden zudem außereuropäische Baumarten wie Zeder auf Anbaumöglichkeiten in Deutschland untersucht.
Zum Anfang

Biodiversität

Wälder gehören überall auf der Welt zu den artenreichsten Ökosystemen. In deutschen Wäldern finden sich neben 76 Baumarten fast 2.900 weitere Pflanzenarten sowie Pilze, 140 Wirbeltierarten, ein Großteil der in Deutschland vorkommenden 30.000 Insektenarten und 105 Brutvogelarten. Extensiv und nicht bewirtschaftete Mischwälder reichern Alt- und Totholz an, die Artenvielfalt ist hier am größten. 

Mit rund einem Drittel Flächenanteil ist der Wald die bedeutendste Landnutzungsform nach der Landwirtschaft mit 50 Prozent. Ein Viertel der Wälder besteht seit mehr als 100 Jahren, 14 Prozent sind älter als 120 Jahre.
Zum Anfang
Wälder mit großer Biodiversität haben sich als stabiler gegenüber den Auswirkungen des Klimawandels erwiesen. Um den weltweiten Verlust an biologischer Vielfalt zu stoppen, sieht die EU-Biodiversitätsstrategie 2030, an die sich auch Deutschland hält, eine Umwandlung von 30 Prozent der Land- und Meeresgebiete in Schutzgebiete vor.

Nach der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt sollen insgesamt fünf Prozent der deutschen Wälder aus der Nutzung genommen werden. In staatlichen Wäldern soll der Anteil größer werden: Insgesamt zehn Prozent der Flächen dort sollen ungenutzt bleiben.
Auf zehn Prozent der privaten Waldflächen soll Vertragsnaturschutz etabliert werden. Die Waldbesitzenden wollen dagegen maximal drei Prozent der Waldfläche aus der Nutzung nehmen.

Weitgehend geschützt, jedoch nicht nutzungsfrei, sind die sogenannten FFH-Gebiete (Flora-Fauna-Habitat), zu denen die ausgedehnten deutschen Buchenwälder zählen.
Nimmt man Wald ganz aus der Nutzung, hätte das zunächst einen positiven Effekt auf die Speicherkapazität – vor allem in den Buchenwäldern. Denn Buchen wachsen im Gegensatz zu Nadelbäumen auch im Alter stark weiter. Auch für die Biodiversität wäre ein älterer Wald vorteilhaft. Doch im Laufe der Jahre kommt ein solcher Wald ins Fließgleichgewicht und hat keine positiven Effekte mehr als Kohlenstoffsenke.
Zum Anfang
95 Prozent der deutschen Wälder werden forstlich bewirtschaftet. Waldwirtschaft schließt den Schutz und die Förderung von Biodiversität aber keineswegs aus. So müssen auch in bewirtschafteten Wäldern Alt- und Totholz, sogenannte Habitatbaumgruppen und seltene Altbestände erhalten bleiben, um die Artenvielfalt zu schützen.

Bewirtschaftet wird zunehmend naturnah, um die anderen Funktionen des Waldes zu erhalten. Das heißt, der Wald wird als Mischwald angelegt, in dem alte und junge Nadel- und Laubbäume ebenso wie Bodenpflanzen, Sträucher und ähnliches zugleich wachsen. Zudem bleibt ein gewisser Anteil an Totholz im Wald, um die Biodiversität im Wald zu erhöhen.
Zum Anfang

Holznutzung

Häuser, die aus Holz errichtet werden, mindern die Treibhausgasemissionen (THG). Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.
Häuser, die aus Holz errichtet werden, mindern die Treibhausgasemissionen (THG). Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.
Vollbild
Jährlich werden den Wäldern in Deutschland gut 70 Millionen Kubikmeter verarbeitbares Nutzholz entnommen. Ungefähr die Hälfte davon wird am Ende stofflich genutzt. Wiederum die Hälfte dieses stofflich genutzten Holzes wird als Bauholz verwendet. 

Insbesondere im Gebäudesektor wird verstärkt auf den nachwachsenden Rohstoff Holz gesetzt, denn allein 30 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen entfallen auf diesen Bereich. Um Einsparungen zu erzielen, soll daher auf Beschluss des Bundestages die Verwendung klimafreundlicher Baustoffe wie Holz weiter ausgebaut werden.

Neben Ein- und Zweifamilienhäusern werden schon jetzt vielfach Mehrfamilienhäuser in Holzbauweise aufgestockt. In Hamburg, Wien und Tokio entstehen Hochhäuser aus Holz, in München und Hannover ganze Wohnsiedlungen.  

Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass allein über eine Steigerung der Holzverwendung in der tragenden Konstruktion von Wohngebäuden bis zum Jahr 2030 ein Minderungsbeitrag in Höhe von 6,48 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent geleistet werden könnte.
Häuser, die aus Holz errichtet werden, mindern die Treibhausgasemissionen (THG). Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.
Häuser, die aus Holz errichtet werden, mindern die Treibhausgasemissionen (THG). Das Potenzial ist noch lange nicht ausgeschöpft.
Schließen
Zum Anfang
Zum Anfang
Damit Holz einen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann, ist auch die Herkunft wesentlich. Lange Transportwege beispielsweise mindern die positive Bilanz. Zudem liefern nur Wälder, die nachhaltig in Bezug auf Flächen, Nährstofferhalt und Biodiversität bewirtschaftet werden, Holz, das als klimafreundlich gelten kann.

Theoretisch kann der Holzbedarf in Deutschland aus heimischen Wäldern gedeckt werden. Praktisch jedoch wird Holz auf dem freien Markt gehandelt. Deshalb geht deutsches Holz in den Export und Holz aus anderen Ländern der Erde kommt auf den heimischen Markt.
Zum Anfang
In Deutschlands Wäldern gab es bis zum Jahr 2017 einen Netto-Zuwachs an Holz. Das heißt, es wuchsen mehr Bäume nach als gefällt wurden. Mit durchschnittlich 348 Kubikmeter stehendem Vorrat pro Hektar hatte die Bundesrepublik nach der Schweiz den zweithöchsten Holzvorrat in Europa.  

Unsere Berechnungen zeigen, dass sich das potenzielle Rohholzaufkommen in Deutschland bis 2050 auf rund 70 Prozent des aktuellen Standes verringern würde, wenn alle geplanten Schutz- und Stilllegungspläne für Waldflächen in der EU umgesetzt werden. Gedeckt würde der steigende Bedarf dann durch Import. Im Zweifel stammt dieses Holz aus nicht nachhaltiger Forstwirtschaft, im schlechtesten Fall aus Rodungsgebieten etwa in Russland.
Zum Anfang

Substitution

Als Substitution wird das Ersetzen eines bestimmten Gutes durch ein anderes bezeichnet.

In der Wald- und Holzwirtschaft unterscheidet man zwischen stofflicher und energetischer Substitution. Wird Holz stofflich genutzt, können andere Materialien, die etwa bei der Verarbeitung oder beim Recycling viel fossile Energie verbrauchen, ersetzt werden. Das funktioniert zum Beispiel bei Holz- statt Aluminiumfenstern.

Bei der energetischen Substitution wird Holz anstelle anderer fossiler Brennstoffe, etwa Kohle oder Erdöl, eingesetzt. Die energetische Nutzung von Holz ist ebenfalls mit Treibhausgasemissionen verbunden.
Zum Anfang

Und in Zukunft?

Das Bild ist ein Platzhalter. Hier könnte noch die Grafik Heizkraft der einzelnen Energieträger stehen.
Vollbild
Je mehr emissionsfreie Energie aus Wind, Wasser und Solar gewonnen und eingesetzt wird und je näher Deutschland seinem Ziel der CO₂-Neutralität kommt, desto geringer werden die Effekte bei der energetischen Substitution und desto relativ schlechter wird die Holzverbrennung für das Klima.  

Würde kein Frischholz mehr verbrannt, hätte das sofort Auswirkungen auf die Wälder in Deutschland. Würde man beispielsweise den Einschlag in Buchenbeständen, die älter als 120 Jahre sind, einstellen, weil weniger Brennholz gebraucht wird, käme das einer Nullnutzung von ungefähr 20 Prozent der deutschen Waldfläche gleich. Allerdings blieben dadurch nur sieben Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr zusätzlich eingebunden – eine Menge, die nicht annähernd ausreicht, um die gesteckten Klimaschutzziele zu erreichen.  

Der Substitutionseffekt von Holz lässt auch in Bezug auf Zement und Co. nach, je mehr emissionsfreie Energien in der Industrie eingesetzt werden. Die Holznutzung ist also vor allem kurzfristig und für den beschrittenen Weg zur Klimaneutralität wichtig.
Das Bild ist ein Platzhalter. Hier könnte noch die Grafik Heizkraft der einzelnen Energieträger stehen.
Schließen
Zum Anfang

Vollbild
Der Begriff Nachhaltigkeit ist untrennbar mit der zeitgenössischen Forstwirtschaft verbunden. Er geht auf den sächsischen Oberberghauptmann Hans Carl von Carlowitz zurück. Dieser forderte nach den verheerenden Kriegen der frühen Neuzeit und zu Beginn der Industrialisierung, nicht mehr Holz zu ernten, als neu nachwachsen kann (Vorratsnachhaltigkeit).

Der Gedanke an künftige Generationen war für damalige Verhältnisse neu, wurde aber anerkannt und zum Leitgedanken der deutschen Forstwirtschaft.

Die ursprünglich auf Sicherung des Holznachschubs ausgerichtete nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern wird inzwischen um weitere Ökosystemleistungen des Waldes ergänzt:
  • Erholungs- und Erlebnisraum
  • Klimaregulator und Luftfilter
  • Schutz der Biodiversität
  • Schutzwald (Schutz vor Lärm, Erosion, Lawinen, Hochwasser)
  • Grundwasserschutz

Schließen
Zum Anfang

Nachhaltigkeit ist heute das gleichberechtige Miteinander von Ökologie, Wirtschaft und Sozialem. In neueren Betrachtungen wird eine intakte Ökologie als Voraussetzung für das Funktionieren von Wirtschaft und Sozialgefüge angesehen.
Nachhaltigkeit ist heute das gleichberechtige Miteinander von Ökologie, Wirtschaft und Sozialem. In neueren Betrachtungen wird eine intakte Ökologie als Voraussetzung für das Funktionieren von Wirtschaft und Sozialgefüge angesehen.
Vollbild
In den 1970er Jahren wandelte sich der Nachhaltigkeitsansatz hin zu einer auf ökologisches Gleichgewicht setzenden globalen Politik.

1987 hat die sogenannte Brundtland-Kommission Nachhaltigkeit um generelle ökologische Aspekte ergänzt, die die Generationengerechtigkeit sichern sollen. Im Laufe der Zeit ist zudem der soziale Faktor als dritte Säule neben Ökonomie und Ökologie in den Nachhaltigkeitsbegriff eingeflossen.

Nachhaltigkeit ist heute das gleichberechtige Miteinander von Ökologie, Wirtschaft und Sozialem. In neueren Betrachtungen wird eine intakte Ökologie als Voraussetzung für das Funktionieren von Wirtschaft und Sozialgefüge angesehen.
Nachhaltigkeit ist heute das gleichberechtige Miteinander von Ökologie, Wirtschaft und Sozialem. In neueren Betrachtungen wird eine intakte Ökologie als Voraussetzung für das Funktionieren von Wirtschaft und Sozialgefüge angesehen.
Schließen
Zum Anfang

Naturnahe Bewirtschaftung

95 Prozent der deutschen Wälder werden forstlich bewirtschaftet. Waldwirtschaft schließt den Schutz und die Förderung von Biodiversität aber keineswegs aus. So müssen auch in bewirtschafteten Wäldern Alt- und Totholz, sogenannte Habitatbaumgruppen und seltene Altbestände erhalten bleiben, um die Artenvielfalt zu schützen.

Bewirtschaftet wird zunehmend naturnah, um die anderen Funktionen des Waldes zu erhalten. Das heißt, der Wald wird als Mischwald angelegt, in dem alte und junge Nadel- und Laubbäume ebenso wie Bodenpflanzen, Sträucher und ähnliches zugleich wachsen. Zudem bleibt ein gewisser Anteil an Totholz im Wald, um die Biodiversität im Wald zu erhöhen.
Zum Anfang

LULUCF

Die Abkürzung LULUCF steht für Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft (engl. Land Use, Land-Use Change, and Forestry). Sie ist eine von mehreren Quellgruppen bzw. Kategorien, in denen alle in einem Land entstehenden Treibhausgasemissionen quantifiziert und in Nationalen Inventarberichten (NIR) nach den Vorgaben des Weltklimarates (IPCC) berichtet werden.

Die Kategorie LULUCF umfasst die Aufnahme und Abgabe von Kohlendioxid (CO₂) durch Wälder, Ackerflächen, Grünland und Feuchtgebiete. Ihre Besonderheit: Die einzelnen Bereiche geben nicht nur Kohlendioxid in die Atmosphäre ab, sondern nehmen es auch auf und speichern es. Sie sind somit Teil des biogenen Kohlenstoffkreislaufes.

Neben der Kategorie LULUCF werden Treibhausgas-Emissionen in den Quellgruppen Energie, Industrieprozesse, Landwirtschaft und Abfall erfasst. Um Doppelbuchungen zu vermeiden, müssen die methodischen Vorgaben des IPCC beachtet werden. In Bezug auf den Waldspeicher bedeutet dies beispielsweise, dass ein Baum, der gefällt wird, aus dem Speicher ausgetragen wird - unabhängig davon, ob er direkt zur Energieerzeugung verbrannt wird oder in Form eines Dachbalkens noch viele Jahrzehnte den enthaltenen Kohlenstoff bindet.
Zum Anfang

Quellen und Senken

Lebende Biomasse, also jede Art von Photosynthese betreibende Pflanze, entzieht der Atmosphäre Kohlendioxid und speichert den Kohlenstoff daraus in ihren Zellen. Die Biomasse wird so zu einer Kohlenstoffsenke.

Wächst der Speicher im Laufe der Zeit, sinkt die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre. Deshalb wird der Speicherzuwachs als Senke bezeichnet. Verkleinert sich dieser Speicher, ist er zur Kohlenstoffquelle geworden.  

Zum Anfang

Kohlenstoffspeicher

Kohlenstoffspeicher sind nach internationaler Definition Bestandteile des Klimasystems, in denen ein Treibhausgas oder eine Vorläufersubstanz eines Treibhausgases zurück gehalten wird. Im Wald sind dies fünf Teilspeicher: ober- und unterirdische Biomasse, Totholz und Streu sowie organische Böden.

Lebende Biomasse, also jede Art von Photosynthese betreibende Pflanze, entzieht der Atmosphäre Kohlendioxid und speichert den Kohlenstoff daraus in ihren Zellen. Die Biomasse wird so zu einem Kohlenstoffspeicher. Vergrößert sich der Speicher über einen gewissen Zeitraum, wird also mehr Kohlenstoff aufgenommen als abgegeben, entwickelt sich der Speicher zur Senke. Verkleinert sich dieser Speicher im Laufe der Zeit, wird er zur Kohlenstoffquelle.

Außerdem gibt es den Produktspeicher, also Produkte, in denen der zuvor im Wald eingebundene Kohlenstoff weiterhin im Holz festgelegt bleibt.
Zum Anfang
Scrollen, um weiterzulesen Wischen, um weiterzulesen
Wischen, um Text einzublenden