Wald - was ist das eigentlich?
Thünen erklärt:Warum Waldnutzung auch Klimaschutz istSo wird der Klimaschutzeffekt der Wälder optimiert
Eine Multimediareportage von Nadine Kraft, Andreas Bolte, Bernd Degen, Matthias Dieter, Andreas Krause, Sebastian Rüter
Illustrationen: Mareike Zech
Wald und Holz
Klimaschutzleistungen von Wald und Holz
Klimaschutzleistungen von Wald und Holz
Pflanzen, die wachsen, entziehen der Atmosphäre Kohlendioxid und binden den Kohlenstoff in ihrer Biomasse. Die Hälfte der Trockenmasse von Bäumen besteht daraus.
Das Holz der Wälder ist der wohl wichtigste nachwachsende Rohstoff:
- Holz wird vielfach stofflich genutzt, etwa für Bauholz, Möbel und Fenster. Diese Nutzung verlängert die Kohlenstoff-Bindung um die Nutzungsdauer der Produkte. Diese bilden damit ebenfalls einen Kohlenstoffspeicher.
- Aus Holz wird aber auch Energie gewonnen, zum Beispiel in Form von Holzpellets zum Heizen von Gebäuden. Am Ende wird alles Holz, für das es keine andere Nutzung mehr gibt, verbrannt.
Wald und Nutzung
Seit Jahrzehnten wird dieses ursprüngliche Prinzip der Vorratsnachhaltigkeit, das auf Hans Carl von Carlowitz zurückgeht, vielerorts ergänzt: um Maßnahmen zum Erhalt der Waldökosysteme und der biologischen Vielfalt, zur Sicherung der Schutzfunktionen für Wasser und Boden sowie zum Schutz des Waldes als Erholungsort.
Auch deshalb wird Wald zunehmend naturnah bewirtschaftet: Reinbestände werden zu Mischwäldern umgebaut, junge Bäume wachsen im alten Wald nach, Bodenpflanzen und Sträucher haben ihren Platz, abgestorbene Bäume bleiben zu einem gewissen Anteil im Wald.
Wie wird die Kohlendioxid-Bilanz des Waldes gemessen?
Der biogene Kohlenstoffkreislauf wird im Nationalen Inventarbericht (NIR) in der Quellgruppe Landnutzung, Landnutzungsänderung und Forstwirtschaft nach den Vorgaben des Weltklimarates (IPCC) erfasst und gibt neben anderen Werten Auskunft über Deutschlands Treibhausgasemissionen.
Wald als Kohlenstoffsenke
Senke. Für das Jahr 2020 wurde diese Senkenleistung der Wälder auf 45,9 Millionen Tonnen Kohlendioxid geschätzt.
Bis 2017 wurden dem Waldspeicher durchschnittlich rund 29 Millionen Tonnen Kohlenstoff pro Jahr vor allem durch Holzeinschlag entnommen. Wegen der vielen geschädigten Bäume liegt der Abgang aktuellen Berechnungen zufolge inzwischen bei etwa 35 Millionen Tonnen Kohlenstoff. Das bedeutet, dass auch die bisherige Senkenleistung vor allem in der lebenden Biomasse (Bäume) zurückgehen wird. Genaue Daten dazu wird erst die vierte Bundeswaldagentur im Jahr 2024 liefern.
Holz als Kohlenstoffspeicher
Damit entspricht die Senkenleistung von Wald und Holzprodukten in Deutschland aktuell etwa sieben Prozent der deutschen Treibhausgas-Emissionen.
Holz und Substitution
Holz als Substitut
Holz als Substitut
Stoffliche Substitution
Dennoch: Vergleicht man Produkte aus Holz wie Fenster und Türen oder ganze Häuser mit funktionsgleichen Alternativen aus anderen Rohstoffen wie Metall, Beton, Ziegel und Kunststoff, haben sie meistens eine bessere Treibhausgasbilanz. Sie ermöglichen es demzufolge, Treibhausgasemissionen zu mindern. Dieses sogenannte Substitutionspotenzial existiert in der Praxis jedoch nur, wenn das Holz im Produkt durch alternative Materialien ersetzt werden kann, also beispielsweise bei einem Fenster, nicht aber bei Toilettenpapier.
Am Ende wird aller Kohlenstoff, der in Holz eingebunden ist, wieder freigesetzt. Je später dies geschieht, desto besser ist das für die Treibhausgasbilanz der Atmosphäre.
Holz als SubstitutEnergetische Substitution
Zur Energieerzeugung wird Holz entweder direkt aus dem Wald verwendet, in Form von Restholz aus der holzbearbeitenden Industrie oder als sogenanntes Altholz, also Holzprodukte, die nicht mehr weiter genutzt werden.
Holz vor der Verbrennung möglichst lange und mehrfach etwa als Bauholz zu nutzen, hat den größten Treibhausgas-Minderungseffekt durch die Speicher- und Substitutionswirkung.
Nutzen vs. Nichtnutzen
Nutzen versus Nichtnutzen
Die Rasanz dieser Veränderung führt zu einer Diskussion darüber, wie wir Menschen künftig mit dem Wald umgehen sollten: Ist es sinnvoller, den bereits begonnenen Waldumbau hin zu robusteren Mischwäldern zu beschleunigen und beispielsweise trockenresistente Bäume nachzupflanzen? Oder sollte der Wald sich selbst überlassen werden, damit er die notwendigen Anpassungen an den Klimawandel selbst bewältigen kann?
Die drei nachfolgend erläuterten Aspekte spielen dabei eine Rolle (zum Start das Bild anklicken):
Fazit und Handlungsempfehlungen
Fazit und Handlungsempfehlungen
Ein nachhaltiges, optimiertes Waldmanagement stärkt das Ökosystem und trägt dazu bei, die Biodiversität und die positive Treibhausgas-Bilanz des Forst- und Holzsektors aufrecht zu erhalten sowie den Bedarf der Gesellschaft nach dem vielseitig verwendbaren und nachwachsenden Rohstoff Holz zu decken.
Daraus ergeben sich einige Handlungsempfehlungen für die nahe Zukunft:
1. Die Kohlenstoffeinbindung aus der Atmosphäre sollte durch Zuwachs im Wald maximiert und der große Waldspeicher erhalten werden:
- aktiver Umbau mit produktiven, klimaangepassten Baumarten und verbessertem forstlichem Vermehrungsgut
- Entwicklung von Prozess- und Produktinnovationen zur langlebigen, stofflichen Verwendung von Holz
- Emissionen reduzieren, die bei der Verarbeitung von Holz entstehen
- Entwicklung neuer holzbasierter Substitute für vielfältige Produkte
- weniger Holz verbrennen
- Verbrennung optimieren, indem der Wirkungsgrad erhöht und die Treibhausgas-Emissionen verringert werden
- nur Holz verbrennen, das nicht mehr stofflich genutzt werden kann
Quellen und Literatur
Quellen und Literatur
AFZ Der Wald 11/21, S. 12-15
Bolte A, Sanders T, Natkhin M, Czajkowski T, Chakraborty T, Liesebach H, Kersten B, Mader M, Liesebach M, Lenz C, Lautner S, Löffler S, Kätzel R (2021) Junge Fichten aus trockenen Regionen leiden weniger unter Trockenstress, Thünen project brief 2021/16,
DOI:10.3220/PB1622452332000
Dieter M, Weimar H, Iost S, Englert H, Fischer R, Günter S, Morland C, Roering H-W, Schier F, Seintsch B, Schweinle J, Zhunusova E (2020) Abschätzung möglicher Verlagerungseffekte durch Umsetzung der EU-KOM-Vorschläge zur EU-Biodiversitätsstrategie auf Forstwirtschaft und Wälder in Drittstaaten, Thünen Working Paper 159a,
DOI:10.3220/WP1604417204000
Elsasser P, Altenbrunn K, Köthke M, Lorenz M, Meyerhoff J (2020) Regionalisierte Bewertung der Waldleistungen in Deutschland, Thünen Report 79,
DOI:10.3220/REP1598274305000
Hafner A, Rüter S, Ebert S, Schäfer S, König, H, Cristofaro L, Diederichs S, Kleinhenz, M, Krechel, M (2017) Treibhausgasbilanzierung von Holzgebäuden – Umsetzung neuer Anforderungen an Ökobilanzen und Ermittlung empirischer Substitutionsfaktoren (THG-Holzbau)
DOI:10.1007/978-3-662-62081-6_45-1
Hampicke U, Schäfer A (2021) Ökonomische Bewertung der Ökosystemleistungen des Waldes der Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern, DUENE e.V., Greifswald,
im Auftrag der Landesforstanstalt Mecklenburg-Vorpommern
Riedel T, Stürmer W, Hennig P et al (2019) Wälder in Deutschland sind eine wichtige Kohlenstoffsenke.
AFZ Der Wald 74,14, S. 14-18
Rüter S (2019) Die Treibhausgas-Relevanz der Holzverwendung im Bausektor, Fachtagung Holzbau Baden-Württemberg 2019,
Tagungsband
Rüter S, Hafner A (2021) Verwendung von Holz in Gebäuden als Beitrag zum Klimaschutz, Berlin
DOI: 10.1007/978-3-662-62081-6_45-1
Umweltbundesamt – UNFCCC-Submission (2021) Berichterstattung unter der Klimarahmenkonvention der Vereinten Nationen und dem Kyoto-Protokoll 2021. Nationaler Inventarbericht zum Deutschen Treibhausgasinventar 1990-2019.
Climate Change 43/2021
Abbildungen
Wald und Holz: ©Thünen-Institut/Stuart Krause
Klimaschutzleistungen von Wald und Holz: ©Tilio & Paolo – stock.adobe.com; ©Thünen-Institut/Christina Waitkus
Wald und Nutzung: ©Regina – stock.adobe.com
Carlowitz und die Nachhaltigkeit: ©Marco Wagner/Hans-Carl-von-Carlowitz-Gesellschaft e.V.; ©Katja Clemens
Was versteht man unter Nachhaltigkeit?: ©globalgoals; ©Thünen-Institut/Mareike Zech
Naturnahe Bewirtschaftung: ©Katja Clemens
Wie kann man Klimaschutzleistungen messen?: ©Thünen-Institut/Christina Waitkus
Video Kohlenstoffspeicher: ©Thünen-Institut/Nadine Kraft, Untertitel: ©Thünen-Institut/Beate Büttner
Wie werden Emissionen erfasst?: ©Thünen-Institut/Michael Welling
Wald als Kohlenstoffsenke: ©Thünen-Institut/Andreas Bolte
Was sind Quellen und Senken?: ©Erik Grüneberg
Wald als Kohlenstoffspeicher: ©Jürgen Nickel – stock.adobe.com; Grafik: ©Thünen-Institut/Sebastian Rüter
Was ist ein Kohlenstoffspeicher?: ©Thünen-Institut/Nadine Kraft
Video Kohlenstoff im Wald: ©Thünen-Institut/Nadine Kraft; Schnitt und Untertitel: ©Thünen-Institut/Beate Büttner
Holz als Kohlenstoffspeicher: ©industrieblick – stock.adobe.com; Grafik: ©Thünen-Institut/Sebastian Rüter/Mareike Zech
Holz als Substitut: ©Silvano Rebai – stock.adobe.com
Was ist Substitution?: ©MysteryShot – stock.adobe.com
Stoffliche Substitution: ©Thünen-Institut/Christina Waitkus
Holznutzung: ©OlivierLaurentPhotos – stock.adobe.com; Grafik Holzbau: Illustrationen ©yusufdemirci - stock.adobe.com; Realisierung: ©Thünen-Institut/Sebastian Rüter/Mareike Zech; Grafik Rohholzverwendung ©Thünen-Institut für Internationale Waldwirtschaft und Forstökonomie/Dominik Jochem; Realisierung: ©Thünen-Institut/Mareike Zech
Holz als Substitut: ©Andrei Merkulov - stock.adobe.com; ©Thünen-Institut/Quelle: GaBi Professional Datenbank, Content Version 2021.1 (Sphera Solutions GmbH)/Grafik erstellt mit Datawrapper
Und in Zukunft?: ©Frank Preiß – preiss-foto.de
Nutzen versus Nichtnutzen: ©Thünen-Institut/Michael Welling
Erste Folgen des Klimawandels: ©Thünen-Institut/Lydia Rosenkranz (2)
Waldanpassung: ©Thünen-Institut/Andreas Bolte
Biodiversität: ©Thünen-Institut/Christina Waitkus; ©Thünen-Institut/Michael Welling; ©Katja Clemens
Schadholz nutzen: ©BLE/Peter Meyer;
Illustration Schadholz nutzen: ©Thünen-Institut/Mareike Zech/ Fotos: ©Frank Preiß – preiss-foto.de; ©Thünen-Institut/Eckhard Melcher (2);
Holzherkunft: ©Stockddvideo – stock.adobe.com
Holzvorrat: ©Robert Kneschke – stock.adobe.com
Fazit: ©BLE/Peter Meyer
Quellen: ©Petra-Elena Dühnelt
Abbildungen: ©Thünen-Institut/Michael Welling
Wie viel Wald ist geschädigt?
Erste Folgen des Klimawandels
Erste Folgen des Klimawandels
Hinzu kommen große Teile des deutschen Waldes, in denen die Bäume inzwischen in einem Alter sind, in dem sie normalerweise gefällt werden. Dieses Holz würde normalerweise zur großen Menge an Schadholz hinzukommen, bleibt aber vorerst im Wald, um kein Überangebot zu schaffen.
Mittlerweile werden 30 Prozent der deutschen Wälder als Risikobestände eingestuft. Der Waldzustandsbericht 2020 hat gezeigt, dass 37 Prozent aller Baumkronen zu licht sind. In erneuten Trockenphasen können diese geschwächten Bestände geschädigt werden oder absterben. Zudem hat die Trockenheit zusätzlich vielerorts den Wuchs junger Bäume verzögert. Das feuchte Frühjahr 2021 hat zumindest etwas Entlastung gebracht.
Schadholz nutzen
Schadholz nutzen
Knapp 30 Millionen Kubikmeter älteres Schadholz sind inzwischen nur noch begrenzt einsetzbar und bleiben unter anderem als Totholz im Wald. Deshalb wird weiterhin auch gesundes Holz gefällt – allerdings deutlich weniger als die durchschnittlich üblichen rund 70 Millionen Kubikmeter. 2020 waren es beispielsweise etwa 20 Millionen Kubikmeter Frischholz.
aktive und passive Waldanpassung
WaldanpassungPassive Waldanpassung
Der passive Waldumbau, also die eingriffsfreie, natürliche Entwicklung, kann dazu führen, dass aus weiten Teilen der deutschen Wälder Holz erst in vielen Jahren wieder in vollem Umfang genutzt werden kann. Die Folgen:
- Holz als nachwachsender Rohstoff aus heimischen Wäldern steht nur noch reduziert zur Verfügung.
- Der
Bedarf an Holz muss mehr als bisher schon aus anderen Gegenden der Erde gedeckt
werden – im Zweifel aus unregulierten Wäldern etwa in Sibirien (Entwaldung)
oder aus tropischen Regenwäldern mit wertvollen Ökosystemen (Verlust von
Biodiversität). Auch der Einsatz von Ersatzstoffen mit höherer
Treibhausgas-Emission würde wieder ansteigen.
Waldanpassung Aktive Waldanpassung
Waldanpassung Aktive Waldanpassung
Aktive Waldanpassung bedeutet, dass der Wald weiter bewirtschaftet wird und er seine diversen Funktionen erfüllen kann. Dabei wird der mancherorts bereits vor 30 Jahren begonnene Umbau zu Mischwäldern fortgesetzt. Jedoch wird darauf geachtet, Vermehrungsgut von Baumarten zu verwenden, das nach jetzigem Erkenntnisstand besser an die regionalen Ausprägungen der Klimakrise (z.B. Hitze und Trockenheit) angepasst ist. Der aktive Waldumbau ist allerdings mit hohem Arbeitsaufwand verbunden. Letztlich wird der Umbau aus Kostengründen auf die Flächen beschränkt werden, die einem hohen Risiko durch die Klimakrise ausgesetzt sind.
Zum aktiven Waldumbau gehört:
- Verwendung von hochwertigem, klimaangepasstem Vermehrungsgut bereits etablierter Baumarten
- gezieltes Einbringen alternativer Baumarten
- Aufbau von Mischwäldern
- Verkürzung der Umtriebszeiten
- Naturverjüngung, dort wo sie sinnvoll ist
- anschließend Förderung einer genetisch diversen Nachkommenschaft.
WaldanpassungAngepasste Baumarten
Als nächstes werden heimische Baumarten getestet, die bisher wenig angebaut wurden. Dazu zählen Spitzahorn, Winterlinde und Hainbuche sowie Elsbeere. Erst dann richtet sich der Blick der Forschenden auf trockentolerantere Baumarten beispielsweise aus Südost-Europa wie Orientbuche und Baumhasel. Nur am Rande werden zudem außereuropäische Baumarten wie Zeder auf Anbaumöglichkeiten in Deutschland untersucht.
Biodiversität
BiodiversitätEin Drittel der Fläche von Deutschland ist Wald
Mit rund einem Drittel Flächenanteil ist der Wald die bedeutendste Landnutzungsform nach der Landwirtschaft mit 50 Prozent. Ein Viertel der Wälder besteht seit mehr als 100 Jahren, 14 Prozent sind älter als 120 Jahre.
BiodiversitätNutzungsfreie Wälder
Nach der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt sollen insgesamt fünf Prozent der deutschen Wälder aus der Nutzung genommen werden. In staatlichen Wäldern soll der Anteil größer werden: Insgesamt zehn Prozent der Flächen dort sollen ungenutzt bleiben.
Auf zehn Prozent der privaten Waldflächen soll Vertragsnaturschutz etabliert werden. Die Waldbesitzenden wollen dagegen maximal drei Prozent der Waldfläche aus der Nutzung nehmen.
Weitgehend geschützt, jedoch nicht nutzungsfrei, sind die sogenannten FFH-Gebiete (Flora-Fauna-Habitat), zu denen die ausgedehnten deutschen Buchenwälder zählen.
Nimmt man Wald ganz aus der Nutzung, hätte das zunächst einen positiven Effekt auf die Speicherkapazität – vor allem in den Buchenwäldern. Denn Buchen wachsen im Gegensatz zu Nadelbäumen auch im Alter stark weiter. Auch für die Biodiversität wäre ein älterer Wald vorteilhaft. Doch im Laufe der Jahre kommt ein solcher Wald ins Fließgleichgewicht und hat keine positiven Effekte mehr als Kohlenstoffsenke.
Naturnahe Bewirtschaftung
Bewirtschaftet wird zunehmend naturnah, um die anderen Funktionen des Waldes zu erhalten. Das heißt, der Wald wird als Mischwald angelegt, in dem alte und junge Nadel- und Laubbäume ebenso wie Bodenpflanzen, Sträucher und ähnliches zugleich wachsen. Zudem bleibt ein gewisser Anteil an Totholz im Wald, um die Biodiversität im Wald zu erhöhen.
Holznutzung
Holznutzung
Holznutzung
Insbesondere im Gebäudesektor wird verstärkt auf den nachwachsenden Rohstoff Holz gesetzt, denn allein 30 Prozent der deutschen Treibhausgasemissionen entfallen auf diesen Bereich. Um Einsparungen zu erzielen, soll daher auf Beschluss des Bundestages die Verwendung klimafreundlicher Baustoffe wie Holz weiter ausgebaut werden.
Neben Ein- und Zweifamilienhäusern werden schon jetzt vielfach Mehrfamilienhäuser in Holzbauweise aufgestockt. In Hamburg, Wien und Tokio entstehen Hochhäuser aus Holz, in München und Hannover ganze Wohnsiedlungen.
Unsere Untersuchungen haben gezeigt, dass allein über eine Steigerung der Holzverwendung in der tragenden Konstruktion von Wohngebäuden bis zum Jahr 2030 ein Minderungsbeitrag in Höhe von 6,48 Millionen Tonnen CO₂-Äquivalent geleistet werden könnte.
Holzherkunft
Theoretisch kann der Holzbedarf in Deutschland aus heimischen Wäldern gedeckt werden. Praktisch jedoch wird Holz auf dem freien Markt gehandelt. Deshalb geht deutsches Holz in den Export und Holz aus anderen Ländern der Erde kommt auf den heimischen Markt.
Holzvorrat
Unsere Berechnungen zeigen, dass sich das potenzielle Rohholzaufkommen in Deutschland bis 2050 auf rund 70 Prozent des aktuellen Standes verringern würde, wenn alle geplanten Schutz- und Stilllegungspläne für Waldflächen in der EU umgesetzt werden. Gedeckt würde der steigende Bedarf dann durch Import. Im Zweifel stammt dieses Holz aus nicht nachhaltiger Forstwirtschaft, im schlechtesten Fall aus Rodungsgebieten etwa in Russland.
Substitution
Was ist Substitution?
In der Wald- und Holzwirtschaft unterscheidet man zwischen stofflicher und energetischer Substitution. Wird Holz stofflich genutzt, können andere Materialien, die etwa bei der Verarbeitung oder beim Recycling viel fossile Energie verbrauchen, ersetzt werden. Das funktioniert zum Beispiel bei Holz- statt Aluminiumfenstern.
Bei der energetischen Substitution wird Holz anstelle anderer fossiler Brennstoffe, etwa Kohle oder Erdöl, eingesetzt. Die energetische Nutzung von Holz ist ebenfalls mit Treibhausgasemissionen verbunden.
Und in Zukunft?
Und in Zukunft?
Und in Zukunft?
Würde kein Frischholz mehr verbrannt, hätte das sofort Auswirkungen auf die Wälder in Deutschland. Würde man beispielsweise den Einschlag in Buchenbeständen, die älter als 120 Jahre sind, einstellen, weil weniger Brennholz gebraucht wird, käme das einer Nullnutzung von ungefähr 20 Prozent der deutschen Waldfläche gleich. Allerdings blieben dadurch nur sieben Millionen Tonnen CO₂-Äquivalente pro Jahr zusätzlich eingebunden – eine Menge, die nicht annähernd ausreicht, um die gesteckten Klimaschutzziele zu erreichen.
Der Substitutionseffekt von Holz lässt auch in Bezug auf Zement und Co. nach, je mehr emissionsfreie Energien in der Industrie eingesetzt werden. Die Holznutzung ist also vor allem kurzfristig und für den beschrittenen Weg zur Klimaneutralität wichtig.
Carlowitz und die Nachhaltigkeit
Carlowitz und die Nachhaltigkeit
Der Gedanke an künftige Generationen war für damalige Verhältnisse neu, wurde aber anerkannt und zum Leitgedanken der deutschen Forstwirtschaft.
Die ursprünglich auf Sicherung des Holznachschubs ausgerichtete nachhaltige Bewirtschaftung von Wäldern wird inzwischen um weitere Ökosystemleistungen des Waldes ergänzt:
- Erholungs- und Erlebnisraum
- Klimaregulator und Luftfilter
- Schutz der Biodiversität
- Schutzwald (Schutz vor Lärm, Erosion, Lawinen, Hochwasser)
- Grundwasserschutz
Was versteht man unter Nachhaltigkeit?
Was versteht man unter Nachhaltigkeit?
1987 hat die sogenannte Brundtland-Kommission Nachhaltigkeit um generelle ökologische Aspekte ergänzt, die die Generationengerechtigkeit sichern sollen. Im Laufe der Zeit ist zudem der soziale Faktor als dritte Säule neben Ökonomie und Ökologie in den Nachhaltigkeitsbegriff eingeflossen.
Naturnahe Bewirtschaftung
Naturnahe Bewirtschaftung
Bewirtschaftet wird zunehmend naturnah, um die anderen Funktionen des Waldes zu erhalten. Das heißt, der Wald wird als Mischwald angelegt, in dem alte und junge Nadel- und Laubbäume ebenso wie Bodenpflanzen, Sträucher und ähnliches zugleich wachsen. Zudem bleibt ein gewisser Anteil an Totholz im Wald, um die Biodiversität im Wald zu erhöhen.
LULUCF
Exkurs: IPCC-BerichterstattungWie werden Emissionen erfasst?
Die Kategorie LULUCF umfasst die Aufnahme und Abgabe von Kohlendioxid (CO₂) durch Wälder, Ackerflächen, Grünland und Feuchtgebiete. Ihre Besonderheit: Die einzelnen Bereiche geben nicht nur Kohlendioxid in die Atmosphäre ab, sondern nehmen es auch auf und speichern es. Sie sind somit Teil des biogenen Kohlenstoffkreislaufes.
Neben der Kategorie LULUCF werden Treibhausgas-Emissionen in den Quellgruppen Energie, Industrieprozesse, Landwirtschaft und Abfall erfasst. Um Doppelbuchungen zu vermeiden, müssen die methodischen Vorgaben des IPCC beachtet werden. In Bezug auf den Waldspeicher bedeutet dies beispielsweise, dass ein Baum, der gefällt wird, aus dem Speicher ausgetragen wird - unabhängig davon, ob er direkt zur Energieerzeugung verbrannt wird oder in Form eines Dachbalkens noch viele Jahrzehnte den enthaltenen Kohlenstoff bindet.
Quellen und Senken
Was sind Quellen und Senken?
Wächst der Speicher im Laufe der Zeit, sinkt die CO₂-Konzentration in der Atmosphäre. Deshalb wird der Speicherzuwachs als Senke bezeichnet. Verkleinert sich dieser Speicher, ist er zur Kohlenstoffquelle geworden.
Kohlenstoffspeicher
Was ist ein Kohlenstoffspeicher?
Lebende Biomasse, also jede Art von Photosynthese betreibende Pflanze, entzieht der Atmosphäre Kohlendioxid und speichert den Kohlenstoff daraus in ihren Zellen. Die Biomasse wird so zu einem Kohlenstoffspeicher. Vergrößert sich der Speicher über einen gewissen Zeitraum, wird also mehr Kohlenstoff aufgenommen als abgegeben, entwickelt sich der Speicher zur Senke. Verkleinert sich dieser Speicher im Laufe der Zeit, wird er zur Kohlenstoffquelle.
Außerdem gibt es den Produktspeicher, also Produkte, in denen der zuvor im Wald eingebundene Kohlenstoff weiterhin im Holz festgelegt bleibt.